Eine huschende Husch-Husch

 

     Die Vereinschronik bis ca. 1980 ...

Die Chronik des Eisenbahn Amateur Club Oberkochen

Am 29.03.1951 trafen sich in Heidenheim an der Brenz in der Gaststätte "Zur Eisenbahn" eine Anzahl Herren mit der Absicht, einen Modell-Eisenbahn-Club zu gründen. Initiator war Herr Ingenieur Wachendorf. Die eigentliche Gründungsversammlung mit Wahl eines Vorstandes erfolgte am 05.04.1951 und ist damit damit der Beginn unserer Vereinigung. Von den elf anwesenden Personen bildeten neun den Modell-Eisenbahn-Club Heidenheim/Brenz.

Ohne Kenntnis, dass sich in Heidenheim eine solche Interessengemeinschaft gruppiert, war am 02.02.1951 eine gleiche - allerdings werksinterne - Arbeitsgemeinschaft mit dem Titel "Modell-Eisenbahn-Club Zeiss-Opton" ins Leben gerufen worden. Um auf diese kurze Entfernung Heidenheim - Oberkochen keine Parallelentwicklung herbeizuführen wurde der MEC-Zeiss-Opton im Mai 1951 wieder aufgelöst. Die Mitglieder traten überwiegend dem MEC-Heidenheim/Brenz bei.

Selbstverständlich waren alle Mitglieder voller hochfliegender Pläne, nur konnte mangels eines Arbeitsraumes und auch Kapitals nichts realisiert werden. Eine Ausstellung sollte hier Abhilfe schaffen und auch Mitglieder werben. Nur war für eine Anlage zur Ausstellung auch nichts vorhanden. Herr Architekt Gruber (Mitglied) stellte dafür sein privates Eisenbahnmaterial und auch einen Ausstellungsraum zur Verfügung. Der Erfolg war sehr gering, denn uns fehlte jegliche Erfahrung auf dem Werbesektor.

Für das Jahr 1952 wurde eine Anlage mit 5x2 m geplant. Die Arbeiten liefen bereits 1952 an, denn wir wollten möglichst alles selbst basteln. Das gesamte Gleisnetz - Schienen und Weichen - entstanden in Heimarbeit. Auch einige Lokomotiven und Wagen wurden zu Hause gebaut. Der Ausstellungsraum in Heidenheim musste auch erst noch von uns hergerichtet werden Zeugte diese Anlage doch von hohem Können - was uns von Besuchern immer wieder bestätigt wurde - und hatten wir auch ein viel größeres Publikum, so lagen die Einnahmen unter den Investitionen.

Im Mitgliederkreis brachte uns diese Ausstellung jedoch erheblichen Zuwachs. Zuerst wurde die Sektion Oberkochen im MEC-Heidenheim/Brenz gegründet und wenig später die Sektion Aalen. Mit dieser Flächenausdehnung waren wir 1954 der stärkste Modell-Eisenbahn-Club in der Bundesrepublik mit 62 Mitgliedern. Um dieser örtlichen Verzweigung im Titel Rechnung zu tragen, erfolgte am 20.03.1955 die Umbenennung in "Modell-Eisenbahn-Club Ostalb". Es zeigte sich aber bald, dass eine Regie über solche Entfernungen mit zeitlichen Abhängigkeiten und vor allem ohne intensiven Einsatz in den einzelnen Orten, nicht möglich war. Die Gruppe Oberkochen hatte sich bereits ab 1952 eindeutig als Schwerpunkt in Planung, Bau, Einsatz und Verwaltung herauskristallisiert. Ende 1956 erfolgte daher die Auflösung der Sektionen "Heidenheim" und "Aalen" und am 20.01.1957 erfolgte die Umbenennung in den jetzigen Titel "Eisenbahn-Amateur-Club Oberkochen". Die Eintragung ins Vereinsregister wurde am 31.10.1964 vollzogen.


Nach Beendigung der Ausstellung von 1953 in Heidenheim mussten wir den Raum leider wieder aufgeben. Aber gerade Werkräume sind für eine Bastlervereinigung eine unabdingbare Voraussetzung. So entstand 1954 wieder eine Anlage von 6x2 m mit Industriematerial in privaten Räumen und 1956 eine andere Anlage mit 8 qm. Hier war erstmalig in die Planung des Fundamentes eine Transportmöglichkeit konzipiert worden, so dass mit der gleichen Anlage an verschiedenen Orten ausgestellt werden konnte. Diese Konstruktion wurde für alle weiteren Bauten beibehalten, wobei die Abmessungen der einzelnen Elemente aus den Erfahrungen Abwandlungen erfuhren.

Der 27.07.1956 brachte uns die Erfüllung eines jahrelang gehegten Traumes: einen eigenen Arbeitsraum in Form eines D-Zug-Wagens der DB. Unter Einsatz eines Hilfszuges der DB aus Aalen wurde der Wagenkasten mit "Deutschland-Geräten" hydraulisch von den Drehgestellen auf vorbereitete Betonsockel gesetzt. Nun hatten wir endlich unsere eigene Bleibe und konnten einen Hammerschlag riskieren. Ein Jahr brauchten wir etwa, um das Fahrzeug "auszuschlachten" und für unsere Bedürfnisse umzubauen.


Nachdem in den Vorjahren alle Modellbahn-Systeme auf maximale technische Möglichkeiten getestet worden waren, bauten wir 1957 eine 16 qm (8x2 m) große Anlage im international genormten 2-Schienen-Gleichstrom-System, dessen Prinzip wir bis heute beibehalten haben. In der Vorweihnachtszeit kam sie in 4 Orten - Oberkochen, Heidenheim, Aalen und Esslingen - zur Vorführung. In Aalen wurden hierbei Aufnahmen für die Wochenschau "Blick in die Welt" gemacht.

Der Erfolg verleitete uns zur Planung einer 24 qm großen Anlage. Mitten in diese Arbeiten (1958) kam jedoch eine Anfrage, ob wir bereit und in der Lage wären, eine 20 m lange Modellbahn-Anlage für einen Kulturfilm zu bauen. Diese Chance, unser Können unter Beweis stellen zu können, ließen wir uns nicht entgehen. In äußerst kurzer Zeit war dieses Riesenprojekt fertig, wobei nur stets an Teilen gearbeitet werden konnte, denn dazu war unser D-Zug-Wagen bereits wieder zu klein. In Nürnberg erfolgten dann in der Messehalle die Dreharbeiten. Zur Uraufführung im Phoebus-Palast in Nürnberg wurden wir eingeladen und erfuhren, dass der Film unter dem Titel "Kleine Reise in die Freizeit von der Filmkontrollstelle in Wiesbaden mit dem Prädikat "wertvoll" ausgezeichnet worden ist. Er lief mehrere Jahre in den deutschen Kinos, und was uns mit besonderem Stolz erfüllte, unter Nennung unseres Clubs mit Sitz in Oberkochen. Nach Rückkehr der Anlage wurde sofort an Erweiterungen für den Betrieb gebaut, die für Filmaufnahmen nicht erforderlich waren (Schneiden), um sie in der Weihnachtszeit in Oberkochen vorführen zu können.

Diese Anlage war unser Durchbruch in der Öffentlichkeit und machte unseren Club im In- und Ausland schlagartig bekannt. Die Anlage wurde 1959 auf 15,6 m in der Länge verkürzt und mit einem neuen Teil - Originalnachbildung des Bahnhofes "Bochum" - erweitert. Sie hatte nun eine Abmessung von 15,6 x 7,5 m (120 qm) und war damit die größte transportable Modellbahn-Anlage in Europa. In dieser Größe gelangte die Anlage in zehn Orte des In- und Auslandes zur Vorführung.


  Zwei Fernsehsendungen in der Bundesrepublik, vier Fernsehsendungen in Holland - davon eine Jugendsendung von 14 Minuten -, und eine Fernsehsendung in Schottland zeugten von der Popularität. Nicht zu vergessen sind die Artikel, die in der Presse erschienen. Während der Ausstellung in Rotterdam 1963 gab es keine Zeitung in Holland, die nicht darüber berichtete. Von der Vielzahl der Publikationen in der deutschen Presse seien nur die größten erwähnt: "Die Welt", "Tagesspiegel Berlin", "Bild-Zeitung", "Münchner Merkur", "Stuttgarter Nachrichten", "Westdeutsche Allgemeine". Selbstverständlich fanden sich auch Abhandlungen in den Fachzeitschriften für das Modellbahnwesen, sogar in der amerikanischen Zeitschrift "Model Railroader" erschien ein Bericht. Nicht mehr erfassbar sind die mannigfachen Rundfunkreportagen.

  Bis 1967 hatte sich diese Anlage durch die häufigen Transporte soweit aufgebraucht, dass Reparaturen nicht mehr zu vertreten waren. Die Anlage wurde demontiert.

  In der Zwischenzeit war jedoch 1962 eine neue Anlage entstanden - eine Originalnachbildung des Fährbahnhofes "Puttgarden". Die Anlage hat in der Zwischenzeit auch einige Abwandlungen hinter sich und misst nun 16,1 x 4,6 m (75 qm). Auch die große Brücke der Vogelfluglinie (3m lang), 2 Fährschiffe und alle Gebäude waren im Original nachgebaut. In zehn Orten des In- und Auslandes hat dieses spezielle Thema die Besucher begeistert.

  Für die große "Internationale Verkehr-Ausstellung (IVA)" im Jahre 1965 war wieder ein neues Projekt fällig. Die Abmessungen waren 17,2 x 3,5 m. Kombiniert wurde dieses Objekt mit der "Puttgarden-Anlage" und einem Bindeglied zwischen beiden, so dass die Gesamtfläche der Anlage 150 qm betrug. Dies war unser bisher größtes Projekt. Leider musste dieser Neubau, gemäß den Auflagen des Architekten, völlig abstrakt gehalten werden. Ein landschaftlicher Ausbau war nach vielen Versuchen nicht möglich, und so wurde die Anlage demontiert. 101 Tage stand die Anlage in einem eigens dafür errichteten Pavillon auf der IVA.

  1970 haben wir uns wieder ein aktuelles Thema des Transportwesens ausgewählt, nämlich den "Container-Verkehr" mit einem See-Terminal und einem 3 m langen Container-Schiff sowie einem Binnen-Terminal und entsprechender Strecke zur Demonstration verschiedener Zugarten der DB. Mit 7,2 x 3,2 m (23 qm) ist sie zwar wesentlich kleiner als die vorangegangenen Anlagen, dadurch aber wesentlich mobiler (Transport und Platzbedarf auf Ausstellungen).

  Als Eintagsfliege entstand 1975 eine 14 m lange und 1 m breite Anlage mit dem Spezialthema "Nahverkehr". Sie ist für die 4. Landesverkehrausstellung in Essen gebaut worden. Die Anlage wurde kurz darauf wieder demontiert.

  Im Inland nie gezeigt wurden zwei Anlagen, die für Ausstellungen in Lyon (1958) und Johannisburg (1959) entstanden. Sie waren - auf Wunsch - wieder abstrakt gehalten. An einem weiteren Großprojekt arbeiteten Mitglieder unseres Clubs mit. Für die "EXPO 1964" in Lausanne wurde in Basel eine Nachbildung des Rheinhafens Basel gebaut, wobei wir den Eisenbahnteil - Gleisbau und elektrische Funktion - an Ort und Stelle übernahmen.

  In den vergangenen 25 Jahren ist der "Eisenbahn-Amateur-Club Oberkochen" in 32 Orten des Inlandes und 10 Orten des Auslandes an die Öffentlichkeit getreten und hat hierbei den Namen "Oberkochen" - auch durch Presse, Rundfunk, Fernsehen und Film - weit präsentiert. Erwähnen möchten wir in diesem Zusammenhang nur die bedeutendsten Ausstellungen:

BerlinDeutsche Industrie-Ausstellung1961, 1972
EssenSchiene und Strasse1960, 1970, 1975
GöteborgSvenska Mässan1966
HamburgBundesgartenschau1963
MünchenInternationale Verkehrs-Ausstellung1965
RotterdamFemina1963, 1965, 1968
SaarbrückenSaarmesse1968
StockholmSt. Erics-Messe (Deutscher Pavillon)1964
StuttgartGewerbekundliche Ausstellung1959

  Man wird sich nun fragen, ob wir weiter nichts tun, als nur Anlagen bauen. Natürlich nicht. Aber wir haben Spaß an den Basteleien, was man heute mit dem Begriff "Hobby" umschreibt. Es gibt keine Beschäftigung, die so vielseitig ist, wie der Modelleisenbahn-Bau und sich gerade in einem Club die mannigfaltigsten Fähigkeiten der einzelnen Mitglieder ergänzen können. Und es ist absolut keine "Spielerei" mit der Eisenbahn, denn vorbildgerechte Anlagen und Betrieb nach dem Vorbild muss erst einmal begriffen und erarbeitet sein. Das gilt vor allem für die Streckenpläne, Zugbildungen und vor allem in der Elektrotechnik, um die Anlagen vollautomatisch - für Ausstellungen eine unabdingbare Voraussetzung - betreiben zu können. Um stets über den Grossbetrieb informiert zu sein, sind in den vergangenen Jahren eine großes Anzahl Besichtigungen bei der DB durchgeführt worden. Auch bei Modellbahnfirmen wurden Besichtigungen gemacht, um zu sehen, wie die Modelle und das Zubehör entsteht. Filmabende mit Filmen von verschiedenen europäischen Eisenbahnverwaltungen wurden abgehalten. Als Besonderheit sei hier unser Ausflug zum 10-jährigen Clubbestehen 1961 erwähnt, der uns nach Zürich (Modellbahn-Anlage Morgensonne) und nach Luzern (Verkehrshaus der Schweiz) führte. Hier war alles miteinander verbunden: Grossbetrieb, Modellbahnbau und Touristik.

  Sofort nach der Gründung des "Modell-Eisenbahn-Club Heidenheim/Brenz" traten wir dem "Verband Deutscher Modell-Eisenbahn-Clubs e. V." (VDEMC e. V.) bei (Dachorganisation aller in der Bundesrepublik vertretenen MEC). Als dieser aufgelöst und der "Bundesverband Deutscher Eisenbahn-Freunde e. V." (BDEF e.V.), Dachorganisation aller Modellbahn-Clubs und Eisenbahn-Freunde des Grossbetriebes, gebildet wurde, waren auch wir als Gründungsmitglied dabei. In beiden Vereinigungen war unser Vorsitzender über Jahre im Vorstand mit tätig.

  In all den Jahren haben wir viel in der Technik gelernt, oft auf Gebieten, in denen der Einzelne beruflich überhaupt nicht tätig ist. Wir haben viele Höhepunkte - speziell auf Ausstellungen - erleben können, aber es gab natürlich auch Krisenzeiten. Wo wäre dies nicht der Fall. Gemeistert wurden sie alle, sonst gäbe es dieses Jubiläum nicht. Wir wollen uns bemühen, das Erarbeitete zu erhalten und weiter auszubauen, um den Namen "Oberkochen" weiter in alle Lande zu tragen. Und wenn Sie, lieber Leser, auch Gefallen am Basteln, Tüfteln und an der Eisenbahn - gleich ob groß oder klein - finden, empfehlen wir Ihnen, bei uns einmal reinzuschauen und eventuell sogar Mitglied zu werden. Von 10 Jahren an sind nach oben keine Grenzen gesetzt. Wir würden uns über Ihren Besuch freuen.

  Allen Mitgliedern - ehemaligen und jetzigen - sei an dieser Stelle gedankt, für Ihren unermüdlichen Einsatz, dass wir heute diesen Festtag begehen können und Achtung und Anerkennung weit über die Landesgrenzen hinaus erhalten haben. Nur durch das Zusammenwirken aller konnte diese Leistung vollbracht werden.